Nachdem wir von euch mehrmals dazu aufgefordert wurden und die Bar und ihr Top-Barkeeper in den letzten Tagen in aller Munde waren, haben wir am vergangenen Freitag nun endlich THE PARLOUR besucht.
Warum wir das nicht früher gemacht haben? Ich kann es euch nicht sagen, aber bereue es ein wenig, denn eines möchte ich diesem Artikel vorweg nehmen: Wir hatten einen wirklich guten Abend!
Die Aufregung war groß, als Nouri Elmoussaoui, Barkeeper im Parlour, in der letzten Woche bei der World Class 2016 in Berlin antrat. Bereits als einer der heißen Favoriten gehandelt, setze sich der Frankfurter an zwei Tagen und diversen Challenges gegen seine Mitstreiter durch und gewann den Titel. Nach Maxim Kilian, der 2014 den Wettbewerb für sich entscheiden konnte, kommt nun also zum zweiten Mal der beste Barkeeper Deutschlands aus dem Parlour. Ein paar Tage nach dem Großereignis betreten wir die Bar, welche sich ein wenig versteckt in der Zwingergasse 6 der Frankfurter Innenstadt befindet. Klopfen mussten wir an diesem Freitagabend nicht, denn nach einem kurzen Sommergewitter hat das Parlour seine Tür weit geöffnet für frische Luft und neugierige Gäste.
Ein Schild an der Außenfassade sucht man vergebens. Dies hat jedoch nichts mit der Speakeasy-Kultur zu tun, darauf legt Gründer Yared Hagos großen Wert. Zu Deutsch „gute Stube“ oder „offener Raum“ soll die Bar vielmehr eine Kommunikationsfläche mit Wohnzimmercharakter darstellen.
Wird Eintritt gewährt, so erwartet den Besucher ein puristischer Raum mit mattschwarzen Wänden, einer imposanten, dunklen Theke, dunkelbraunem 60-Jahre Mobiliar, einer Chesterfield-Couch sowie einen Teil der alten Frankfurter Stadtmauer.
Es ist noch hell als wir in die Bar kommen und wir begutachten die in der erdigen Atmosphäre leuchtenden Flaschen und Barutensilien, während wir auf den von Douman Pour-Abbasali entworfenen Barhockern Platz nehmen. Warum ich das so betone? Weil die Hocker wirklich perfekt auf den Zentimeter genau durchgeplant sind – und ich kann euch sagen, für kleine Frauen spielt die Höhe eines Barhockers schon eine entscheidende Rolle.
Wir sind froh, dass noch nicht so viel los ist, denn die 30 Plätze des Parlours sind begehrt und oftmals schnell vergeben. Begrüßt werden wir von einer vierköpfigen, weiblichen Barcrew, ein seltenes aber wirklich tolles Bild. Während ein Teil der Mädels noch die letzten Vorbereitungen für den Abend treffen, widmen wir uns der Karte. Diese wechselt hier immer wieder, weshalb wir direkt vorweg nehmen, dass die von uns gewählten Drinks bei eurem Besuch womöglich schon nicht mehr aktuell sind. Nichtsdestotrotz können wir euch sagen, dass auch eine neue Karte voll von innovativen Drinks aus der Feder der aktuellen Crew sein wird.
Lisas Drink in der ersten Runde soll der VIVA LA VIDA mit Patrón Reposado Tequila, Schwarze Johannisbeere, Rote Beete, Chocolate Bitters, Agave und Limette werden. Garniert ist dieser mit einer marinierten Lotuswurzel, die nicht nur ordentlich Biss, sondern auch einen hervorragenden Geschmack hat. Der Drink ist fruchtig und frisch, trotz des starken Tequilas nicht zu mächtig und mit einer angenehmen Bitternote. Einer der Favoriten auf der aktuellen Karte, verrät uns eine der Damen hinter der Bar. Ich entscheide mich für eine etwas ausgefallenere Variante und bin allein durch die Namensgebung sehr angetan. SEPERATE THE MEN FROM THE BOYS vereint die Aromen von Bulleit Bourbon, Haselnuss, Süßholz, Pflaume, Cold Drip Coffee und Zitrone und kommt mit einem dehydrierten, marinierten Stück Bacon daher. Ganz nach meinem Geschmack ist der Drink kräftig, herzhaft und hinterlässt durch Haselnuss und Süßholz dennoch einen samtig, süße Aromen auf der Zunge. Im zweiten Moment erobern die fruchtige Säure sowie der Kaffee den Gaumen und hinterlassen einen ausgeglichenen Geschmack.
Nach und nach füllt sich die Bar. Einige Gäste können nur für ein kurzes Getränk bleiben, da die vorhandenen Plätze reserviert oder bereits besetzt sind. Wir haben es an einem Freitagabend nicht anders erwartet und kommen, zufrieden über unsere Barhocker, ins Gespräch mit den Damen, die vor unseren Augen mixen, abschmecken und garnieren. Die derzeitige Karte liegt als A4 Blatt vor uns. Wir erfahren, dass es diese auch als aufwändig designtes, kleines Buch zu erwerben gibt. Darin findet man nicht nur Name, Zutaten und die dazugehörige Illustration zum Drink, sondern auch ganze Rezepte. Ob es einem Laien wirklich möglich ist einen solchen Cocktail nachzumixen bleibt jedoch fraglich.
Dies merke ich bei meinem zweiten Drink – dem GLUTTONY … PAH!. Neben achtjährigem Barcardi, Sherry und Brale Craft Beer befindet sich hierin eine hausgemachte Mischung aus Rinderbrühe und Nussbuttercreme. Bevor ich meinen Drink teste, darf ich die Mischung pur probieren und was soll ich sagen – eine geschmacksexplosive Kalorienbombe, herzhaft und süß zugleich. Es mag sich etwas paradox anhören, doch in Kombination mit den Spirituosen entsteht ein leichtes, cremiges und dennoch herbes Geschmacksbild, das dem Gaumen beim Schlucken den letzten Kick durch die Aromen der Rinderbrühe gibt. Während ich mir mit dem dazugehörigen flambierten Marshmallow mit Pumpernickelcrumble weitere Kalorien gönne, entscheidet sich Lisa für eine etwas fruchtigere Cocktail-Variante. Der SAY …CHEEEEESE kommt gelblich, garniert mit einem hauchdünnen Blatt aus getrocknetem Feigenmus daher. Nicht nur optisch auch geschmacklich hält der Drink aus Apricot Brandy, Vodka, Absinthe, Suze, Honig, Zitrone und verschiedenen Gewürzen was seine Zutaten versprechen. Inspiriert vom Film und einem gleichnamigen ehemaligen Cocktail des Parlours Männer die auf Ziegen starren, ist auch der Drink knackig hart und fruchtig süß wie Clooney’s nackter Hintern im Bildstreifen.
Während sich die Barcrew bei der aktuellen Karte, dem Retrospective Menu von alten Cocktails, Filmen und Schauspielern inspirieren ließ, sind wir jetzt schon gespannt was uns beim nächsten Mal erwartet und sagen „Bis bald, Parlour!“. (LS)
The Parlour Frankfurt
Zwingergasse 6
60313 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten:
Mo – Mi: 20:00 – 02:00 Uhr
Do – Sa: 20:00 – 03:00 Uhr
Ein Kommentar zu „The Parlour – Bourbon, Bacon und andere Schweinereien“